Wie teuer ist der Führerschein?
Eine Frage, die von angehenden Fahrschülern häufig gestellt wird,
und die äußerst schwierig im Voraus zu beantworten ist. Wir haben eine typische
Pkw-Ausbildung mit allen Gebühren und Nebenkosten durchgerechnet. Abweichungen je nach der Region, dem Preis-Leistungsangebot
der Fahrschule und der Begabung des Schülers sind aber vorprogrammiert.
Warum ist es so schwierig, die Frage nach dem lieben Geld zu beantworten?
Weil es für Fahrschulen keine Gebührenordnung gibt. Deutschlands Fahrschulinhaber können
ihre Preise am Markt selbst bestimmen. Nur die Behörden und die Prüforganisationen
müssen sich an festgelegte Gebührensätze halten. Es gibt aber durchaus Vorschriften
darüber, wofür Fahrschulen Honorar verlangen dürfen. Oftmals
nehmen Fahrschulen dem Kunden nicht jede Gebühr ab, die sie verlangen könnten.
Weil sich die Marktpreise je nach Region stark unterscheiden. Ein Fahrschüler
in Berlin bezahlt wahrscheinlich eine völlig andere Grundgebühr als
jemand in Baden-Württemberg.
Weil auch die Anforderungen unterschiedlich sind, je nachdem wo man
den Führerschein macht. Für eine Prüfungsfahrt durch die Innenstadt
braucht man in München eine andere Vorbereitung als in Papenburg.
Weil eine topmoderne Ausbildung mit hochmotivierten Fahrlehrern, guten
Serviceleistungen und folgerichtig hervorragenden Prüfungsergebnissen mehr Geld kostet
als die Abfertigung in einem Billigladen, wo schlecht bezahlte Angestellte den
Feierabend herbeisehnen.
Weil es zu einem großen Teil natürlich auch vom Fahrschüler
selbst abhängt, wie viele Ausbildungsfahrten er benötigt — oder sich „gönnt“.
Denn eines steht fest:
Wenig Ausbildung = wenig Erfahrung.
Womit Sie rechnen können
Kosten fallen an vier Stellen an:
1. Aufwendungen vorab für den Sofortmaßnahmen-Kurs, Sehtest, Passfoto
2. Gebühren bei der Straßenverkehrsbehörde
3. Kosten für die Ausbildung und das Lernmaterial
4. Prüfungsgebühren.
Unser Preisbeispiel ist zwar nicht aus der Luft gegriffen, aber auch nicht
repräsentativ. Wir rechnen hier beispielhaft vor, welche Kosten für
den Ersterwerb des Führerscheins der Klasse B (Pkw) entstehen könnten.
Bitte berücksichtigen Sie, dass die Preise für die Leistungen der Fahrschulen
in Deutschland sehr unterschiedlich sind.
Durchschnittlich ist auch das Talent unseres fiktiven Fahrschülers — ohne praktische Vorkenntnisse in einer Großstadt:
Wir setzen für die Anzahl der Fahrstunden einen Mittelwert von 35 ein und
kalkulieren die komplette Ausbildung mit typischen Zahlen durch, inklusive gesetzlicher
Mehrwertsteuer.
1. Vorabkosten
Sehtest |
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ab ca. 6,00 € |
Kursus: Lebensrettende Sofortmaßnahmen |
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ab ca. 18,00 € |
einfaches Passfoto beim Fotografen |
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ab ca. 8,00 € |
(oder doch lieber aus dem Automaten?) |
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ab ca. 4,00 € |
2. Gebühren bei der Straßenverkehrsbehörde
Auszug aus dem Verkehrszentralregister |
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3,30 € |
Erfassung der Fahrerlaubnis auf Probe |
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1,80 € |
Prüfung und Bearbeitung des Führerscheinantrags |
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5,10 € |
Herstellung des Führerscheins und Erteilung der Fahrerlaubnis |
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33,20 € |
3. Fahrschule: Ausbildung und Lernmaterial
(sehr unterschiedliche Preise je nach Region)
Grundgebühr bei Anmeldung |
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50,00 - 350,00 € |
wir rechnen mit einem gewichteten Durchschnitt von 250,00 € |
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Lehrbuch und Fragebogen |
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30,00 - 80,00 € |
wir rechnen mit 50,00 € |
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Fahrstunde 45 Minuten (normale Übungsfahrt) |
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20 - 40 € |
wir rechnen mit 23 Fahrstunden zu je 30 € |
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Sonderfahrten 45 Minuten (Autobahn-, Überland- und Dunkelfahrten) |
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30 - 50 € |
wir rechnen mit 12 Sonderfahrten zu je 40 € |
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4. Prüfungen
Theoretische Prüfung: |
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Fahrschulgebühr (»Vorstellung zur theoretischen Prüfung«,
wird nicht von jeder Fahrschule erhoben) |
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0 - 75,00 € |
wir rechnen mit 40 € und lassen den Fahrschüler außerdem bei der ersten theoretischen Prüfung durchfallen... |
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Gebühr der Prüforganisation (TÜV, DEKRA) pro Theorieprüfung |
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20,83 € |
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Praktische Prüfung: |
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Fahrschulgebühr (»Vorstellung zur praktischen Prüfung«) |
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50,00 - 180,00 € |
wir rechnen mit 100,00 € |
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Gebühr der Prüforganisation (TÜV, DEKRA) pro Fahrprüfung |
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84,97 € |
Macht zusammen im Beispielfall...
1. Vorabkosten |
36,00 € |
2. Gebühren der Straßenverkehrsbehörde |
43,40 € |
3. Ausbildung und Lernmaterial in der Fahrschule |
1.470,00 € |
4. zwei theoretische und eine praktische Prüfung |
303,63 € |
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Endsumme in unserem Beispiel: |
1.853,03 € |
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Kann es wesentlich billiger oder teurer werden?
Ja, durchaus. Die Gründe haben wir oben bereits aufgezeigt. Wir erhielten
auch E-Mails von Fahrlehrern, die uns darauf hinwiesen, dass die Obergrenzen
unserer Preisspannen zu niedrig seien. Es gibt in Deutschland tatsächlich
extreme Preissprünge — wie etwa bei den Mieten oder beim Friseur. Einem Fahrschulinhaber aus Aachen
stehen wahrscheinlich die Tränen in den Augen, wenn er die Preisliste einer repräsentativen Münchener Fahrschule
sieht...
Vielleicht werden einige ehemalige Fahrschüler jetzt ihre Rechnung hervorholen
und zu ganz anderen Summen kommen. Nicht jeder wird 35 Fahrstunden nehmen
genau wie nicht jeder Schüler eine Klassenarbeit mit der Durchschnittsnote
3,2 schreibt. Wir lassen unseren Beispiel-Fahrschüler die Fahrprüfung auf Anhieb
bestehen. Wer bei den Fahrstunden am falschen Ende spart, wird das nicht unbedingt
schaffen.
Auch auf dem Fahrschulmarkt gibt es einen harten Wettbewerb mit Sonderangeboten
und Dumpingpreisen, besonders in großstädtischen Ballungsgebieten.
Vereinzelt werden von den schwarzen Schafen der Branche sogar „normale“ Übungsfahrstunden als Sonderfahrten ausgewiesen. Das senkt zwar mitunter die Fahrstundenzahl
und bringt viel Mund-zu-Mund-Propaganda, jedoch kann
die Fahrerlaubnis später von der Behörde einkassiert werden, falls
die Manipulation ans Licht kommt. Nicht umsonst müssen
Fahrlehrer und Fahrschüler
vor der Prüfung unterschreiben,
dass diese Fahrten absolviert worden sind. Außerdem ist diese Trickserei
verantwortungslos: Denn Fahranfänger,
die die Gefahren der Autobahn-, Landstraßen- und Nachtfahrten nicht beherrschen,
sind rollende Zeitbomben auf unseren Straßen — hier
reicht ein Blick in die Unfallstatistik.
Es spricht also viel dafür, die Wahl der Fahrschule nicht allein über
den Preis zu treffen. Wenn man keine besseren Anhaltspunkte hat (am besten sind Empfehlungen von
Freunden, die zufrieden mit der Ausbildung waren), dann führt der einzig
richtige Weg durch die Türen möglichst vieler Fahrschulen und über
ausführliche Beratungsgespräche. Machen Sie sich ein eigenes Bild von den
Leistungen und dem Lernklima. Und letztendlich können Sie dann aus den Fahrschulen,
die in die engere Wahl gekommen sind, die sympathischste und preiswerteste auswählen.
Achtung: Prüfungsgebühr(en)!
Gegen Ende der Ausbildung, wenn die Geldmittel des Fahrschülers sowieso schon knapp geworden sind, wartet noch ein großer Kostenfaktor: die Fahrprüfung. Deren Preis setzt sich immer zusammen aus dem Teil, den die Fahrschule für ihre Leistung verlangt, und dem Anteil für die Prüforganisation.
- Die Fahrschule führt in ihrer Preisliste die „Vorstellung zur praktischen Prüfung“ auf. Selbst wenn dort ein Hinweis wie etwa „komplett“ steht — es handelt sich bei diesem Posten ausschließlich um den Kostenanteil, den die Fahrschule in Rechnung stellt (Planungsaufwand, Anmeldung zur Prüfung, Ausstellen der nötigen Bescheinigungen, Prüfungsfahrzeug, Fahrlehrer).
- Die Prüfungsorganisation verlangt ebenfalls ihre Gebühr, nämlich für den Verwaltungsaufwand und die Entsendung des Prüfers. Auf diesen Betrag hat wiederum die Fahrschule keinen Einfluss.
- Fahrschulen bieten häufig an, beide Beträge vom Schüler zu kassieren, denn das macht die Bezahlung für alle Beteiligten einfacher.
- Das Geld für diese Prüfungsgebühren sollte man sich rechtzeitig beiseite legen, damit am Ende der Ausbildung noch genug davon da ist...
- Sollte man bereits in den ersten Minuten der Fahrprüfung durchfallen, wird sie dadurch nicht etwa billiger — denn es handelt sich um eine Pauschalkalkulation.
- Eine Wiederholungsprüfung kostet typischerweise genau so viel wie die erste.
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