Neue Bilder für die theoretische Prüfung
Ab dem 01. Juli 2011 gibt es fünf neue Fragen für die theoretische Fahrerlaubnisprüfung.
Moment mal, nur fünf?
Sind es nicht wesentlich mehr?
Man denke allein an die über hundert neuen Bilder...
Nun ja, »neue Bilder« ergeben aber noch lange keine »neuen Fragen«. Tatsächlich wurden zwar bei über 150 Fragen die Bilder ausgetauscht — das betrifft beispielsweise sämtliche Vorfahrt- und Gefahrsituationen — jedoch sind die zugehörigen Frage- und Antworttexte praktisch gleich geblieben. Die zum Teil uralten Fotos und Zeichnungen (siehe oben: der Verkehrspolizist aus den alten Fragebögen) wurden durch moderne, computer-generierte Grafiken ersetzt. Der Informationsgehalt der Bilder blieb dabei fast unverändert, und somit könnte man sagen: »Alles halb so wild«.
Ein Beispiel verdeutlicht das: das bis Juni 2011 in der Prüfung verwendete Foto mit den beiden Radfahrern in einer belebten Einkaufsstraße. Zunächst sehen Sie hier die neue Version. Klicken Sie auf das Bild, um zwischen dem neuen Prüfungsbild und dem früher eingesetzten Foto umzuschalten:
Prüfungsfrage Nr. 1.1.02-018-B / 3 Fehlerpunkte
Womit müssen Sie rechnen?
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| Fußgänger - insbesondere Kinder - kommen plötzlich zwischen den Fahrzeugen hervor |
| Anfahrende Fahrzeuge scheren unerwartet aus |
| Türen werden zur Straßenseite oft unachtsam geöffnet |
Es handelt sich offensichtlich um die gleiche Situation. Die Unterschiede liegen in der Aufbereitung der Szene, nicht im Bildinhalt, denn das reale Foto aus den Neunziger Jahren wurde am Computer beinahe maßstabsgetreu nachgebaut. Aus dem eigenen Auto heraus sieht man die beiden Radfahrer, den links parkenden Pkw, den Fußgänger vor dem parkenden Auto, das rangierende Fahrzeug rechts, den entgegenkommenden Radfahrer. Selbst der stockende Verkehr weiter vorne ist vorhanden. Was sich geändert hat sind beispielsweise die Bauwerke, die Farben der Autos, die Kleidung der Leute. Das Mädchen auf dem Fahrrad bevorzugt inzwischen eine Kurzhaarfrisur.
Außerdem sind bei allen neuen Prüfungsbildern ein Ausschnitt des Armaturenbretts sowie die drei Spiegelperspektiven zu sehen, selbst wenn das nicht immer eine Rolle für die richtige Beantwortung der Frage spielt.
Und warum mussten unbedingt neue Bilder her? Die Verbannung der alten Fotos diente quasi als Aufwärmübung für weitere Änderungen an der theoretischen Fahrerlaubnisprüfung, die im Jahr 2012 folgen werden. Dann erscheinen nämlich nicht nur die im Lernprogramm vorgegebenen Computergrafiken auf dem Prüfungsbildschirm, sondern auch »Varianten«. Das heißt etwa, dass andere Gebäude die Szene umsäumen, dass der weiße Jeep links stattdessen zum blauen Kombi wird oder der Fußgänger zur Fußgängerin. Die Sonne könnte untergehen, es mag hin und wieder regnen, gelegentlich liegt sogar Schnee, eben alles was ein Grafikprogramm landläufig so hergibt. Öffentlich bekannt gemacht wird aber vorab nur die so genannte »Mutterfrage«, damit jeder die Szene prinzipiell trainieren kann. Von den geheim gehaltenen Varianten des Bildes darf sich der Proband dann in der Prüfung überraschen lassen, Computer sei Dank.
Was das alles bringt? Es soll dem sturen Auswendiglernen ein Ende bereiten. Zukünftig nützt es nichts mehr, wenn man sich einprägt: »beim Bild mit dem grünen Haus hat immer das gelbe Auto Vorfahrt« — und seien Sie versichert, das lief früher oft so! Stattdessen ist nun Verstehen angesagt. Für den Prüfungserfolg müssen wahrhaftig die Verkehrsregeln gelernt werden und nicht mehr die Bildergalerien aus dem Fragebogen.
Während in Deutschland noch der altehrwürdige »Fußgänger mit Handwagen« aus den Nachkriegsjahren durchs Bild lief (der niemals Vorfahrt hatte, wohl aber Vorrang gegenüber Linksabbiegern — möge er in Frieden ruhen), ließen andere europäische Länder wie beispielsweise Großbritannien bereits zeitgemäße Videoclips in der Prüfung ablaufen. In der deutschen Theorieprüfung werden die bewegten Bilder vermutlich Ende 2012 erstmals auftauchen, und zwar in Form von etwa 10sekündigen Videoclips. Vom optischen Eindruck her gleichen die Videosequenzen den jetzt veröffentlichten neuen Bildern, denn sowohl Grafiken als auch Filmclips werden mit dem selben 3D-Grafikprogramm erstellt, das von TÜV und DEKRA eigens für die theoretische Prüfung entwickelt wurde.
Moderne Zeiten!
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