In jedem Fall die Spur wechseln?
»Sollte man auf der Autobahn in die linke Spur wechseln, um andere Fahrzeuge von der Beschleunigungsspur einfädeln zu lassen?«
Besser nicht, das könnte gefährlich werden.
Klären wir zuerst die Vorfahrtlage: Der fließende Verkehr auf der Autobahn hat grundsätzlich Vorfahrt.
Kein Rechts-vor-Links, kein Reißverschlussverfahren! Wer sich einfädeln möchte, muss seine Fahrweise dem fließenden Verkehr anpassen, nicht umgekehrt. Fährt man nun auf der Autobahn in der rechten Spur, so kann ein plötzlicher Wechsel nach links den überholenden Verkehr in arge Bedrängnis bringen. Nur hat der leider keine Möglichkeit auszuweichen, und kann den Auffahrunfall vielleicht nur durch eine Vollbremsung verhindern.
Mit dem Fahrspurwechsel würde also das Problem nicht gelöst, sondern nur an jemand anderen weitergegeben. Und das ist verboten, denn die Spur wechseln darf nur, wer eine Gefährdung Anderer ausschließen kann.
Es ist aber auch verständlich, dass gewisse Beklemmungsgefühle aufkommen, wenn auf einmal jemand nebenan bei Tempo 100 versucht, sich in der Nähe des eigenen Fahrzeugs einzufädeln. Speziell wenn dieser Jemand groß und schwer ist und Lkw heißt.
Um brenzlige Situationen gar nicht erst entstehen zu lassen, empfehlen sich die folgenden Vorsichtsmaßnahmen:
- Vor dem Vorbeifahren an einer Autobahneinfahrt vorsorglich den rückwärtigen Verkehr besonders häufig beobachten. Dadurch gewinnt man entscheidende Sekunden. Schätzen Sie ab, wie »eng« um Ihr Fahrzeug herum gefahren wird und wo Lücken sind.
- Abstand zum Vorausfahrenden vergrößern. Das hilft am meisten. Schließlich brauchen hinzukommende Fahrzeuge zusätzlichen Platz.
- Wenn sich vor oder neben Ihnen ein Fahrzeug einfädeln will, halten Sie Ihr Tempo möglichst gleichmäßig. Das erleichtert dem Anderen, Ihre Fahrweise richtig einzuschätzen. Ist er vor Ihnen, kann leichtes Gaswegnehmen helfen; fällt er neben Ihnen zurück, kann man durch mäßiges Beschleunigen etwas nachhelfen.
- Vermeiden Sie wenn möglich jeden Fahrstreifenwechsel.
Nur im Äußersten Notfall wechseln, und nur dann, wenn Sie vorher genügend Gelegenheiten hatten, den Verkehr auf der linken Spur abzuschätzen.
- Wird die Situation für Sie bedrohlich, kann Hupen helfen. Es macht den Einfädler darauf aufmerksam, dass er sich eine andere Lücke aussuchen muss. Im Zweifel muss er eben anhalten oder ein Stück auf der Standspur weiterfahren.
Der gefährliche Fahrstreifenwechsel nach links kann auch vom Prüfer beanstandet werden. Der sitzt wie immer auf der Rückbank und sieht die Gefahr von hinten kommen. Machtlos. Noch ein Hinweis: In der Straßenverkehrsordnung der DDR war das Hinüberziehen nach links sogar ausdrücklich untersagt. Manches Gute hat sich nicht durchsetzen können...
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